Umsiedlung eines Hornissenvolkes im Spätsommer
Hier folgen Fotos einer Umsiedlung, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Hornissenbetreuerin für die Stadt Celle durchgeführt habe. Diese Umsiedlung hat spät im Jahr (Anfang September) stattgefunden. Eine solche Umsiedlung wird nur in besonderen Ausnahmefällen durchgeführt.Erster Ortstermin
Dieses Hornissennest wurde während laufender Baumaßnahmen entdeckt.Das Nest befand sich unter dem Dachfirst in einem etwa 20 cm breiten Spalt zwischen Kamin und Sparren.
Es lag sehr versteckt und von unten waren keine an- und abfliegenden Tiere zu sehen. Da das Dach abgedeckt werden sollte, wurde eine Umsiedlung geplant.
Tag der Umsiedlung
Zuerst wurde vorsichtig die Nesthülle entfernt, die dabei auffliegenden Tiere abgefangen und in einem Kasten geparkt.Auf dem Nest befanden sich nun noch vorwiegend Jungtiere.
Da die Stelle schlecht zugänglich war und das Nest nicht als Ganzes abgenommen werden konnte, wurde es stückweise abgetragen, immer zwei oder drei Wabenetagen auf einmal…
…und in der richtigen Reihenfolge in einem auf dem Kopf stehenden Hornissenkasten befestigt.
Die Waben wurden mit Holzstöckchen fixiert, die mit Heißkleber an der Kastenwand befestigt wurden.
Gut zu erkennen sind die verdeckelten Zellen mit den Puppen.
Nun wurde der Kasten behutsam herumgedreht – beim ersten Anlauf ist der untere Teil des Nestes verrutscht und mußte neu fixiert werden – und in der Nähe des ursprünglichen Neststandortes aufgestellt. Die heimkehrenden Hornissen finden so besser ihr Nest. Die vorher eingefangenen Tiere wurden freigelassen, damit sie sich auf dem Nest sammeln.
Am nächsten Morgen wurde der Kasten verschlossen, die frei fliegenden Hornissen eingefangen und der Kasten am neuen Standort aufgestellt.
Erster Tag am neuen Standort
Oben auf dem Hornissenkasten steht der Kasten, in dem sich die eingefangenen Tiere befinden. Er wurde in den großen Kasten hineingestellt und dort geöffnet, so daß die Tiere auf das Nest laufen konnten.Das Futter, das für die Hornissen gedacht war, lockte die Bienen an und mußte deshalb bald wieder entfernt werden.
Ein Blick in den Kasten zeigt, daß das Nest den Transport im Auto unbeschadet überstanden hat. Leider sind viel zu wenig Hornissen, vor allem zu wenig Arbeiterinnen, auf dem Nest.
Bei den Tieren mit den langen gebogenen Fühlern handelt es sich um Drohnen, das große Tier mit den breiten Streifen ist eine Königin. Da die Flügel verschlissen sind, handelt es sich wahrscheinlich um die Altkönigin.
Eine Woche nach der Umsiedlung
Da der ursprüngliche Neststandort schlecht zugänglich war, konnten bei der Umsiedlung nicht alle Hornissen eingefangen werden. Eine Woche später haben die verbliebenen Arbeiterinnen am gleichen Ort ein neues Nest gebaut, welches aufgrund der fortgeschrittenen Bauarbeiten nun besser zugänglich war.Die Tiere wurden eingefangen und das Nest abgenommen. Es enthielt Eier, obwohl keine Königin unter den Hornissen war. Wie bei Bienen kann es auch bei Hornissen vorkommen, daß eine Arbeiterin unbefruchtete Eier legt, wenn die Königin nicht mehr da ist.
Die Arbeiterinnen wurden zum umgesiedelten Nest gebracht und im Hornissenkasten freigelassen.
Elf Tage nach der Umsiedlung
Knapp zwei Wochen nach der Umsiedlung gibt das Nest ein trauriges Bild: es sind kaum noch Hornissen auf dem Nest, allerdings schlüpfen weiterhin Jungköniginnen und Drohnen. Im Bild ist der Größenunterschied zwischen einer Arbeiterin (links) und einer Königin (rechts) deutlich zu erkennen.Obwohl das Nest sich nicht weiter entwickeln wird, sind doch einige Geschlechtstiere erzeugt worden, was letztendlich das Ziel des einjährigen Hornissenstaates ist. Ich wünsche den Jungköniginnen einen erfolgreichen Hochzeitsflug und hoffe, daß sie das nächste Frühjahr erleben, um ein neues Nest zu gründen.
Ein Foto der Begattung einer Jungkönigin findet sich auf der Seite Kontakt.